Samstag, 29.9.
Endlich können wir losfahren! Inzwischen ist es 16.00 Uhr und der Himmel weint. Wir sind völlig auf der Nase. Das Putzen hat kein Ende genommen. Aber jetzt endlich ist es soweit: Nach fast vier Jahren Planung und intensiver Vorbereitung, nach Geschäftsauflösung und Hausverkauf ist der grosse Moment da. Ein letzter Blick zurück – bye, bye unser Dorf . . . Erst einige Kilometer später übermannen uns die Gefühle. Nicht der Abschied schmerzt so sehr sondern die Freude ist so gross, dass es nun endlich, endlich losgeht. Das Warten hat ein Ende; es ist wie eine grosse Erlösung für uns.
An dieser Stelle entschuldigen wir uns bei Freunden, Bekannten und Nachbarn, denen wir nicht mehr auf Wiedersehen sagen konnten. Es hat einfach nicht für alle gereicht. Besonders bedanken wir uns für die Geschenke und Glücksbringer, die vielen guten Wünsche, Umarmungen und Mails vor der Abreise.
Wir sind sehr gerührt durch die grosse Aufmerksamkeit, die wir erfahren durften.
Merci viel, viel mal !!!
Das Wetter bessert soweit, dass sich der Regen bis Bern zurückhält. Die erste Etappe mit gut 30 km pedalen wir ruhig und ohne Stress. Langsam loslassen . . . Mit dem vielen Gepäck am Velo ist die Balance noch wackelig. Die eine oder andere gefahrene Schlangenlinie gestehen wir uns zu. Hauptsache wir haben den Verkehr im Rückspiegel im Griff.
Am frühen Abend kommen wir bei unserer Tochter und ihrem Christian in Bern an. Merci Alex und Chrigu für das ganz feine Nachtessen!
Sonntag, 30.9.
Nach einem aufwühlenden Abschied geht’s auf gut markierten Radwegen Richtung Thun. Wann werden wir unsere Lieben wiedersehen?
Wir treten kräftig in die Pedale und geniessen das Velofahren – nein, wir möchten mit niemandem tauschen! Entgegen verschiedener Bedenken fand am Samstag das ganze Gepäck in den Taschen platz.
Einzig beim Gewicht haben wir uns verschätzt, es sind dann doch gut 75 kg geworden. Ein gutes Gefühl, alles dabei zu haben: u.a. Zelt mit Unterlagen, Schlafmatten (mit Dauneneinlage) und
Daunenschlafsäcke, die Küche (Benzinkocher) und allem was dazu gehört, drei Paar Schuhe, genügend Ersatzmaterial für die Velos (u.a. 4 Schläuche, 2 Faltreifen, Schalt- und Bremskabel,
Kabelbinder, div. Schraubenschlüssel), warme Winterkleider mit Wollmützen und 3 Paar Handschuhe und diverses Kleinmaterial. So gesehen sind unsere 75 kg „Haushalt“ bescheiden (Fahrt geradeaus)
aber verdammt schwer bei jedem Hoger. Na ja, die Kondition ist noch ausbaufähig . . .
Am frühen Abend gibt’s ein grosses Hallo bei unserer Familie. Ganz herzlichen Dank für die tolle Bewirtung, Christa und Wölfel! Merci Daddy, für deine Grosszügigkeit und dir Christine, danke für
Kaffee und Kuchen.
Das Abschied nehmen am Montagmorgen fällt uns allen schwer. Vielleicht sehen wir uns irgendwo irgendwann in den Ferien oder bei einem Blitzbesuch?
Dienstag, 1.10. Thun – Oberkirch/LU, 85 km
Gegen Mittag erreichen wir Langnau i.E. Das Wetter wird immer besser und die Sonne treibt Schweisstropfen auf die Stirn. Nachmittags spricht uns eine nette Familie
aus Adelboden an. Danke für die guten Wünsche, wir können sie brauchen!
Nach Sumiswald geht’s flott zur Sache. Der Anstieg nach Weier/Affoltern wird lang und länger. Wir beissen auf die Zähne und ziehen den Stutz durch. Geht doch!
Martina und Reto, unsere Warmshowers-Gastgeber (www.warmshowers.org) in Oberkirch, verwöhnen uns mit einer mega guten Pizza. Tourenradfahrer sprechen die gleiche Sprache und so wird der Abend
kurzweilig. Merci Martina und Reto, für die grosse Gastfreundschaft und den einen oder anderen Tipp. Es hat uns super gut gefallen bei euch!
Mittwoch, 2.10. nach Sulz/Lu, 30 km
Heute gibt’s den nächsten Brocken. Nach gemütlichem Radeln am Morgen steigt unsere Strecke ab Sempach kräftig an (bis 11%). Die Nebenstrasse nach Hildisrieden ist ein beliebter Schleichweg für den LKW-Verkehr, garniert mit grossen Baustellen. Unsere Nase hat uns im Stich gelassen, super.
Nach dem Mittagessen in Sempach keuchen wir gegen Hohenrain hoch. Die letzten 100 m zu Fuss. Wir sind fix und foxi. Die wenigen weiteren Höhenkurven bis Sulz sind dann nur noch Nasenwasser. Liebe Martina, lieber Thömu, wir bedanken uns für die grosszügige Gastfreundschaft! Wir wünschen euch mit eurem süssen Thierry alles Gute und hoffen auf ein gesundes Wiedersehen.
Donnerstag, 3.10. Sulz – Ennetbürgen, 32 km
Ueber Eschenbach pedalen wir in flottem Tempo nach Emmen. Immer leicht abwärts bei warmem Sonnenschein – Velo fahren kann so leicht und angenehm sein! Kurz vor 12
Uhr kämpfen wir uns durch den Luzerner Mittagsverkehr. Es geht schneller als befürchtet. Doch noch Glück gehabt.
Unsere Velos schnurren bis jetzt ohne Tadel über den Asphalt. Das Gepäckt fühlt sich nicht mehr ganz so sperrig und gross an. Hoffentlich bleibt das so.
Das Treten von Horw dem See entlang nach Nidwalden ist angenehm. Mitten in Stansstaad treffen wir zufällig eine alte Schulbekanntschaft von Bea. Heute morgen haben Maya und Heinz unsere
Bepitha-Karte erhalten und gerätselt, wo wir wohl stecken – und nun stehen wir bei Ihnen vor der Haustüre! Wir freuen uns über das unverhoffte Zusammentreffen. Vielleicht treffen wir uns mal
irgendwo auf der Welt wieder . . .
Eine halbe Stunde später rollen wir in Ennetbürgen am Vierwaldstättersee ein. Berti und Mäsi, wir danken euch ganz herzlich für die Gastfreundschaft und die Einladung zum exquisiten Nachtessen –
ihr ward sehr grosszügig! Merci Berti für deine Ueberraschung am Mittwochmorgen! Wir haben die eineinhalb Stunden auf Oberdeck sehr genossen.
Donnerstag, 4.10. Ennetbürgen – Meggen
Zum letzten Abschiedsbesuch wählen wir die ganz bequeme Tour und nehmen das Kursschiff nach Luzern. Die gleiche Strecke zurück in die Kantonshauptstadt mit dem Velo
ersparen wir uns. Bis Meggen ist es dann nur noch ein Katzensprung.
Wir geniessen die nächsten zwei Tage Bett und Küche im Haus von Eveline, Rolf und Marc. Sie verwöhnen uns nach Strich und Faden. Merci, dass ihr uns so toll Gastrecht gewährt!
Mit diesem Besuch ist die Verabschiedung der Familien für uns abgeschlossen.
Wir werden euch alle vermissen. Jeder Besuch war etwas ganz Spezielles. Eure guten Wünsche werden uns begleiten. Merci für alles!
Ab Sonntag rollen wir über Sattel und Pfäffikon, Sargans, Richtung Bündnerland. Ein Zwischenbericht dann hoffentlich aus Vals.
Sonntag, 7.10. Meggen - Pfäffikon/SZ
Heute soll es viel Regen geben. Bei der Abfahrt ist es noch trocken. Aber dann öffnen sich die Schleusen. Mit der richtigen Regenkleidung ist das überhaupt kein Problem. Bis Lauerz kommen wir flott voran, dann gehts in die ersten Kurven zum Sattel. Bald kurbeln wir nur noch im ersten Gang, buuuhhhh . . . Rasch vermischen sich Schweisstropfen mit Regentropfen. Ab und zu ein paar hundert Meter zu Fuss, es ist einfach zu steil. Ab Sattel krichen wir ein paar Gänge höher den Pass hoch. Geht das noch lange so? Und es pisst und pisst . . .
Erst kurz vor Pfäffikon hört der Regen auf. Wenn wir am Morgen die Regengamaschen montiert hätten, dann wären die Schuhe noch einigermassen trocken. Aber so saftet es gewaltig beim Treten. Selber schuld.
Abends machen wir "Schlafen im Stroh" resp. im Massenlager. Super, niemand sonst da und der Aufenthaltsraum, wohlig warm geheizt, gehört uns allein. Am Dienstagmorgen ist bis auf die Schuhe alles trocken.
Montag, 8.10. Pfäffikon – Maienfeld
Nach dem Morgenessen in einem Caffée in Pfäffikon rollen wir über Lachen, Reichenburg nach Niederurnen. Wolken drücken von oben, Regen bleibt aber Gott sei Dank aus.
Heute gibt es kaum Steigungen; nach dem nahrhaften Sattel von gestern freuen wir uns auf eine ruhige Etappe, so sind wir überzeugt . . .
Ab Mollis steigt die Strasse steil an – nicht mit uns! Bestimmt gibt es einen Radweg dem Walensee entlang. Selbst unser Navi, das ständig „wenden“ anzeigt, kann uns nicht umstimmen. Wäre ja
gelacht!
Eine halbe Stunde später pedalen wir mit hängenden Köpfen retour nach Mollis und nehmen die Strasse über den Kerenzerberg. Super, das ging gewaltig in die Hose. Keine Strasse, kein Weiterkommen.
(Am Abend erfahren wir in der Beiz, dass es tatsächlich einen Radweg dem See entlang gibt. Das Navi nimmt keine unbefestigten Strassen, da die nicht routenfähig sind. Es gibt Schlimmeres). Der
Kerenzerberg erweist sich auf den ersten acht Kilometern als harter Brocken. Ab und zu lässt uns die Sonne zusätzlich schwitzen. Wir haben ja Zeit . . . Bad Ragaz ist sauteuer zum Übernachten und
bei den Wetteraussichten für morgen kommt nur ein festes Dach in Frage. Maienfeld ist nicht viel billiger, trotzdem leisten wir uns ein B&B-Zimmer und Internetanschluss.
Dienstag, 9.10. Maienfeld – Domat/Ems
Genau wie gestern angedroht: Regen, Regen, Regen. So macht Fahren definitiv wenig Spass, nach gut 25 km ist in Domat Ems Schluss. Wir nehmen „Schlafen im Stroh“ und
machen den Nachmittag frei.
Domat-Ems – Vals – Laax – Chur – Scuol – Nauders – Reschenpass – Meran – Bozen – Brixen
Von Reichenau bis Illanz nehmen wir den Zug. Dann wagen wir den Aufstieg nach Vals (20 km, 600 Hm). Nach vier Jahren virtueller Bekanntschaft – Margrit und Pius
Jörger waren fünf Jahre auf Velo-Weltreise und wir durften per Internet „mitreisen“ – wollen wir uns nun persönlich kennen lernen. Die zwei Tage in Vals mit Wandern und Fachsimpeln haben uns sehr
gut getan. Liebe Margrit, lieber Pius, herzlichen Dank für die grosse Gastfreundschaft und die vielen Tipps!!
Und wenn wir schon mal in der Gegend sind, ist Laax nicht weit. Mit Regula und Corsin sind wir letztes Jahr in Tschechien zusammen getroffen. Herzlichen Dank euch beiden für das tolle Nachtessen
und dass wir eine Nacht eure Gäste sein durften! Der gemütliche Abend wird uns lange in Erinnerung bleiben.
Über Sagogn und Bonaduz rollen wir flüssig nach Chur. Gewaltig und tief zeigt sich das Laaxer Tobel – eine eindrückliche Velostrecke und super zum Fahren. Es geht fast immer abwärts . . . Unsere Warmshowers-Gastgeber Doreen und Christoph verwöhnen uns in Chur mit einem feinen Nachtessen. Merci viel mal, dass ihr uns so toll aufgenommen habt!
Am Montag kommt der Winter mit Hudelwetter, wie vorausgesagt. Es schüttet in Strömen und schon weit unten liegt Schnee in den Berghängen – super Velowetter also. Was solls, wir sind gut ausgerüstet und wer im Herbst losfährt ist selber schuld. Ganz so hart wird’s zu Anfang nicht. Wir nehmen den Zug ab Chur und rollen im Warmen durch den Vereinatunnel nach Scuol-Tarasp. Dann wird’s ungemütlich. Auf 1243 m liegt Schnee und der fällt weiter unaufhörlich. Die drei Grad C runden das tolle Velowetter schön ab. Super, dann los!
In Martina erreichen wir die Grenze zu Österreich. Dann kommt das Dessert für Heute: Der Aufstieg über etliche Serpentinen zum Reschenpass. Wenigstens ist uns warm und der Verkehr hält sich in Grenzen. Wer nicht muss, lässt das Auto stehen. In Nauders ist Schluss, die heisse Dusche tut mehr als gut.
Als Entschädigung super Winterwetter am Dienstagmorgen. Die Sonne kämpft sich mehr und mehr durch. Eine knappe Stunde nach dem Start sind wir auf der Passhöhe. So schön kann Velofahren im Winter sein! Ab Mals dann der Tageshit obendrauf: super schöne Radwege durch endlose Apfelplantagen bis nach Meran. Im Frühling muss das der absolute Hammer sein. Da haben die Tiroler ganze Arbeit geleistet. Es rollt und rollt fast von alleine . . . Und ohne es geplant zu haben, fahren wir gegen Abend in Meran ein. Flotte 100 km stehen auf dem Tagestacho. Hoppla, das war etwas viel für den Anfang.
Über Bozen geht es Richtung Brenner. Auf einem ehemaligen Bahntrassée schlängelt sich der tolle Radweg dem Fluss entlang gemächlich aufwärts. Wir freuen uns am Velofahren und geniessen nach jeder Biegung die Aussicht auf Rebberge und zahlreiche Burgen. Kurz vor Brixen beschliessen wir die Tagesetappe. Es dürfen auch mal 60 km sein.
Herzlichen Dank für die Einträge auf dem Gästebuch! Leider haben wir nicht von allen eine Mail-Adresse. Die, die mit uns Kontakt haben möchten bitten wir, uns ein Mail auf bepitha@bepitha.ch zu senden.
Brixen – Bruneck – Sillian (A) – Hermagor – Tarvisio (I) 18.-22.10.12
Wir rollen bei tollem Herbstwetter auf schönen Radwegen bis Bruneck. Bei Toblach, kurz vor der österreichischen Grenze, erahnen wir die berühmten „Drei Zinnen“. Nur die Gipfel ragen in die Sonne. Am folgenden Tag auf dem Drauradweg, rechts von uns die Karnischen Alpen, passiert es: Einem quer über dem Radweg liegenden Baum, geborsten in mehrere Teile, kann Bea trotz Warnung nicht ausweichen und stürzt. Dank Helm und geringer Geschwindigkeit geht der Sturz ohne Verletzungen aus. Nur die Knie schmerzen. Bea hat grosses Glück gehabt.
Kurz vor Hermagor treffen wir beim Eindunkeln Franzi und Rike, Studenten aus Deutschland. Sie sind seit 6 Mt. unterwegs mit dem Rad (rund ums Schwarze Meer) und jetzt auf dem Heimweg. Spontan laden wir sie zum Nachessen in eine Beiz ein und zelten gemeinsam auf einer nahen Kuhweide. Es war ein gemütlicher Abend, merci Franzi und Rike für die vielen Hinweise und Tipps! Die Nacht ist saukalt (kaum 3 Grad, im warmen Daunenschlafsack aber kein Problem) und am Morgen gibt’s für uns erstmals Nebel. Wir frühstücken auf der Wiese und lassen die beiden dann ziehen.
Inzwischen sind wir in Ljubliana angekommen. Seit der Grenze bei Kranjska Gora fahren wir in Slowenien. Das ist für uns absolutes Neuland. Der Tourismus ist für die
Region sehr wichtig. Bahnen, Skilifte und Pistenschneisen sind überall sichtbar. Wir sind froh, in der Zwischensaison hier zu sein.
Ljubliana gefällt und ausgesprochen gut. Obwohl die Temperaturen tagsüber recht kühl sind, geniessen Einheimische und die wenigen Touristen die
Strassenkaffees.
Wir staunen . . . Für die nächsten Tage ist nasses und kaltes Wetter angesagt. Es soll auch schneien. Nach einem Ruhetag wollen wir am Freitag rasch Richtung Zageb aufbrechen. Zwei Tage sollten reichen.
Zagreb, Kroatien
2 Tage und 170 km nach Ljubliana sind wir in der kroatischen Hauptstadt Zagreb eingerollt. Nach strömendem Regen am Morgen
begrüsst uns das neue Land ab der Grenze mit Sonne. Uuhhh, das tut gut! Sehr viel Verkehr macht die Fahrt auf den letzten 20 km stressig. Ständig in den Rückspiegel zu schielen und dabei den
Strassenrand im Auge zu behalten fordert uns.
Es soll Samstag bis Montag kräftig regnen und schneien. Kein Problem, wir machen zwei Tage Pause im Hotel und geniessen erst mal eine heisse Dusche. Am Dienstag
lassen wir uns überraschen . . .