Varna 28.2.2013

Gleich vorneweg: Bea`s Knie geht es wieder bestens. Offenbar waren die Nebenwirkungen der Hepatitis-Impfung tatsächlich Schuld an den grossen Schmerzen. Niemand ist mehr erleichtert als sie. Das Wetter hat sich ebenfalls gebessert - und wie! Endlich lässt uns der Regen in Ruhe. Trotz frostigen Temperaturen am Morgen, geniessen wir die offene Landschaft mit riesigen Feldern und weiten Eichenwäldern bei Sonnenschein und Rückenwind (meistens . . .). Was hat uns der Nebel doch vorher alles versteckt!

Inzwischen liegt Varna hinter uns und die Grenze nach Rumänien unmittelbar vor uns. Varna (ca. 350`000 Einwohner), drittgrösste Stadt Bulgariens, kann sich übrigens sehen lassen. Eine schöne Fussgängerzone mit Boutiquen, guten Restaurants und ein Sandstrand vom Feinsten lassen uns staunen. Graue, schmutzige Tristesse gibt es fast nur in den Vorstädten. Der Sommertourismus hat offenbar einen grossen positiven Einfluss (neben den Entwicklungsbeiträgen der EU, versteht sich).

Nun sind wir gespannt, wie uns Rumänien gefallen wird. Wir haben uns vorgenommen, alle Vorurteile über Bord zu werfen und unser zehntes Reiseland einfach auf uns zukommen zu lassen.

Istanbul – Tsarevo (Bulgarien)

Miriam, Tuna und Halis verabschieden uns herzlich mit dem traditionell nachgeschütteten Wasser bei der Abfahrt (das soll auf der Reise beschützen und für eine gesunde Wiederkehr sorgen). Herzlichen Dank für die Geste und die guten Wünsche! Wir werden euch vermissen.

 

Nach der Fahrt entlang des Bosporus durchqueren wir ein schönes Naherholungsgebiet mit viel Wald und Ruhe – ein Wohltat nach so vielen Wochen Stadtleben (Wetter sonnig, ca. 4 Grad). Nach Kemerburgaz müssen wir auf eine vierspurige stark befahrene Strasse. Zum Glück hat es einen breiten Pannenstreifen. Vermutlich durchfahren wir ein riesiges Entsorgungsgelände für Hausmüll und Bauschutt von Istanbul (den LKWs nach zu schliessen).

Nach Saray geht`s durch hügeliges Gelände und kleine Dörfer. Sehr schöne Etappe mit wenig Verkehr, viel Auf und Ab, offenem Wald – und Sonne! Saray erreichen wir erst um 18.15. Sind münde, zudem macht Bea das linke Knie arg zu schaffen. Möglicherweise hat die Impfung vor einer Woche einen Einfluss. Ganz sicher ist der Toureinstieg nach zwei Monaten ohne Velofahren mit den vielen Höhenmetern nicht ideal. Der Zeitdruck, an die Grenze zu müssen, setzt zusätzlich zu.

Nach Kirkareli zieht sich die Strasse über sanfte Hügelzüge, oft durch weite Felder und kleine Dörfer, dann wieder durch lichten Buchen- und Eichenwald. Die Sonne wärmt den Rücken, was wir bei den kalten Temperaturen (ca. 4 Grad) geniessen. Halid und Armagan, Freunde von Miriam, laden uns zum Abendessen ein und organisieren für den nächsten Tag einen Gratistransport bis zur Grenze (Wir möchten die steile Strasse zu Gunsten von Bea`s Knie nicht fahren). Einmal mehr geniessen wir die tolle türkische Gastfreundschaft! Herzlichen Dank, Armagan und Halid . . . und sorry für die Umstände wegen der Übernachtungen.

Am Donnerstag holt der Fahrer uns wie versprochen ab. Der PW scheint viel zu klein für die Velos, das Gepäck und uns drei. Oh Wunder – alles passt rein! Bea sitzt für die 40 km zur Grenze auf Pit`s Schoss; sehr eng, aber es geht. Nach der super grosszügig ausgebauten Piste auf türkischer Seite, geht es in Bulgarien auf schmaler, mit vielen Löchern übersäten „Strasse“ weiter. Viele Kurven, ewiges Rauf und Runter machen müde und Bea`s Knie zu schaffen. Praktisch kein Verkehr, vielleicht alle 15 Min. ein Auto. Wir brauchen die ganze Strasse um wenigstens die grössten Löcher auszulassen. Landschaftlich eine wunderschöne Strecke. Viel Wald und kaum besiedelt. Nach 67 km, 649 Hm und 6,5 Std. erreichen wir Tsarevo. Bea musste sich zeitweise durchbeissen und leiden; das Knie ist geschwollen und schmerzt sehr. Ein Tag Pause muss also sein.

Die Hagia Sophia wurde im

6. Jahrhundert als das Zentrum der christlichen Religion im byzantinischen Reich in Konstantinopel (heute: Istanbul) erbaut. Gleichzeitig war sie auch Krönungskirche der römischen Kaiser. Bauherr war der römische Kaiser Justinian I. der das prächtigste und schönste Bauwerk der Welt erstellen lassen wollte. Die 56 Meter hohe und 31 Meter vom Durchmesser große Kuppel der Hagia Sophia stellt heutigen Architekten und Statiker immer noch vor ein Rätsel, wie zu dieser Zeit ein solches Bauwerk möglich war. Als die Osmanen 1453 Konstantinopel eroberten wurde die Hagia Sophia schon sehr bald zu einer Moschee umfunktioniert. Jedoch erkannte Sultan Mehmed II. den Wert der christlichen Kunstwerke, ins besonderen der Mosaiken und zerstörte diese nicht, sondern ließ diese meist nur mit moslemischen Symbolen verhängen und überbauen. Die größte Veränderung am Aussehen war jedoch die Ergänzung der vier großen Minarette rund um die Kirche. Unter Atatürk, dem ersten Präsidenten der Türkei, wurde die Hagia Sophia 1932 zum Museum. (Quelle: WWW.WELTWUNDER-ONLINE.DE

Es geht bald weiter

Die Vorbereitungen für die Weiterreise sind fast abgeschlossen. Am 18. Februar treten wir definitiv wieder in die Pedale. Es bleiben uns gerade noch vier Tage um die Türkei innerhalb der 90 visafreien Tage zu verlassen. Bis zur bulgarischen Grenze sind es 260 km, das sollte mit dem nötigen Wetterglück problemlos zu schaffen sein. Gemäss Navi strampeln wir bis Tallin ca. 3200 km, wenig mehr als bis nach Istanbul. Wir hoffen gegen Ende April in der estnischen Hauptstadt einzutreffen. In Tallin geht’s dann auf die russische Botschaft um das Visum für die Strecke im Frühling/Sommer zu beantragen.
Wir sind sehr gespannt auf die neuen Länder. Endlich mal wieder zelten und draussen kochen – das fehlt uns . . .