Mexico: 125 Millionen Einwohner

Hauptstadt: Mexico City

10. Mai bis 12. Juli 2018 

2'175 km und 6'718 Höhenmeter mit dem Fahrrad gefahren

Ab 28.6.2018


In einer leichten Tagestour ist Cozumel gut zu umrunden. Hier bleibt die alte Strasse ausschliesslich den Radfahrern vorbehalten.
In einer leichten Tagestour ist Cozumel gut zu umrunden. Hier bleibt die alte Strasse ausschliesslich den Radfahrern vorbehalten.
Auf Cozumel gibt es grosse Salzwasser-Krokodile.
Auf Cozumel gibt es grosse Salzwasser-Krokodile.

Inselhüpfen

Zuerst einmal stinkt uns Playa del Carmen gewaltig. Nicht so sehr weil es eine Feriendestination mit Massentourismus in Reinkultur ist (dass viele Amerikaner dorthin jetten, wussten wir vorher), sondern wegen der vielen, nach faulen Eiern stinkenden Alagenhaufen am Strand (die Golftange Sargassum sind eine artenreiche Gattung der Braunalgen). Seit einigen Jahren machen die Wasserpflanzen den Ferienorten an der Ostküste Yukatans schwer zu schaffen. Das Putzen und Wegräumen ist eine Sisyphusarbeit, die jeden Tag von neuem beginnt. Baden macht in der braunen Brühe definitiv keinen Spass. Nicht klar ist, woher die Plage kommt. Der Klimawandel und mit ihm die wärmeren Meere könnten eine Rolle spielen, Untersuchungen lassen zudem vermuten, dass die fehlenden Kläranlagen an der Küste und der damit verbundene höhere Nährstoffgehalt des Meerwassers die Algen stark wachsen lässt. Wer bei der Ferienplanung nicht dezidiert im Internet sucht, liest wenig über das Phänomen, entsprechend frustriert tönen Touristen, wie wir hören.

Die Harmony of the Seas ist ein Kreuzfahrtschiff der Royal Caribbean Cruises Ltd. und war von der Indienststellung 2016 bis 2018 das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Das Schiff ist in der Lage, 6'780 Passagiere in 2'747 Kabinen unterzubringen.

Wir weichen auf die nahe Insel Cozumel aus, geniessen die sauberen Strände an der Ostküste, das klare warme Wasser der Karibik, wir schnorcheln, faulenzen und planen die nächsten Etappen der Tour. Das kleine Hotel abseits des Zentrums ist ruhig, das Frühstück eine Wucht und der Supermarkt gut zu Fuss zu erreichen. Alles ist hier teuer, darum brummt unser Benzinkocher schon mal im Hotelzimmer. Bepitha-Ferienfeeling.

Apropos teuer, eigentlich verwundert uns schon lange nicht mehr, wie locker vielen Touristen – Einheimischen wie Fremden – die Geldbörse in der Tasche steckt, staunen lässt uns die Tatsache trotzdem immer wieder. Die Preise sind hier in Peso und US-Dollars angeschrieben. Praktisch für die vielen Kreuzfahrt-Touristen aus den Staaten. 555 Peso/37 US$ steht heute auf unserer Rechnung für das Abendessen. Gemäss Tageskurs wären es effektiv 28,50 US$. Selbst grosszügig aufgerundet bleibt eine happige Differenz. Kein Problem, am Nachbartisch rundet ein fülliger Amerikaner seine 80 US$-Rechnung auf 100 Dollar auf. Wer hat, der hat. (Ein Service-Angestellter bekommt in einem Restaurant ein Gehalt von ca. 2000 Peso im Monat, d.h. ca. 105 US$. Den Hauptbestandteil seines Verdienstes muss der Kellner mit Trinkgeld – 10 bis 15% sind üblich - verdienen. Praktisch für die Wirte).

Sonnenuntergang auf Cozumel.
Sonnenuntergang auf Cozumel.

In den weitläufigen Mangroven-Sümpfen im Innern der Insel und im Naturpark an der Südspitze von Cozumel gibt es grosse Salzwasserkrokodile. Beim Umrunden der Insel auf dem Fahrrad bekommen wir tatsächlich zwei vor die Linse; der Einheimische am Ufer warnt uns, genügend Abstand zu halten. Letztes Jahr hat sich eine Echse in einen Hotelpool geschlichen und abends einen Hotelangestellten übel zugerichtet, der sich noch schnell abkühlen wollte. 

Da braut sich was zusammen. Eine Stunde später für uns das erste Gewitter in Mexiko.
Da braut sich was zusammen. Eine Stunde später für uns das erste Gewitter in Mexiko.
Sebastiano aus Argentinien ist der dritte Velofahrer, den wir in Mexiko treffen.
Sebastiano aus Argentinien ist der dritte Velofahrer, den wir in Mexiko treffen.

Jetzt in der Nebensaison laufen die Insel täglich zwei bis drei grosse Kreuzfahrtschiffe an. Einige tausend Nasen erstürmen jeden Tag Cozumel City bevor sie am späten Nachmittag bepackt mit Souvenirs wie Ameisen im Bauch der Ozeanriesen verschwinden. Ein paar Stunden Ruhe vor dem nächsten Sturm. Wir halten uns abseits.

Am letzten Sonntag haben die Mexikanerinnen und Mexikaner einen linksgerichteten Kandidaten ins Amt des Staatspräsidenten gehievt. Wie immer bei Wahlen gab es aus Angst vor Krawallen bereits ab Samstagmittag in den Geschäften keinen Alkohol mehr zu kaufen. Die Regale waren abgesperrt oder leergeräumt. Für uns war klar, dass wir das Wahlwochenende irgendwo in einem Hotel aussitzen werden. Gewählt wird hier mitunter mit der Pistole; die Wahlen 2018 gehen als die blutigsten in die Geschichte von Mexiko ein. Die Medien berichten von 126 Kandidatinnen und Kandidaten, die im Wahlkampf ermordet wurden. Mutig, wer sich für ein Amt bewirbt, lebensmüde, wer in Mexiko tiefgreifende Veränderungen durchbringen will.

Vor Wahlsonntagen gibt es keinen Alkohol zu kaufen. Haben wir schon in Südamerika erlebt.
Vor Wahlsonntagen gibt es keinen Alkohol zu kaufen. Haben wir schon in Südamerika erlebt.
Die Halbinsel Yucatan ist zum Radfahren nicht wirklich interessant.
Die Halbinsel Yucatan ist zum Radfahren nicht wirklich interessant.

Tulum

Wir kommen auf der vielbefahrenen Küstenstrasse nach Süden zügig vorwärts. Teure Ressorts, Luxus-Golfanlagen und viele Cenotes buhlen bis nach Tulum um zahlungskräftige Gäste. Der breite Seitenstreifen gibt Sicherheit zum Velofahren; wir lassen uns den mässigen Rückenwind gefallen und rollen kurz nach dem Mittag in Tulum ein. Das ehemalige Fischerdorf ist in den letzten Jahren, vor allem an der Küste, stark gewachsen. Immer neue Hotelanlagen (manche ohne Bewilligung erstellt) fressen sich in geschützte Wälder nach Süden, was Umweltschützer erzürnt und zu Protesten führt. Wir und unsere Geldbörsen fühlen sich wohl im alten Dorf, weniger Schickimicki als in Playa del Carmen. 

Besiedelt seit ungefähr 1200, war die Mayastadt Tulum im 13. und 14. Jahrhundert eine der grösseren Siedlungen der Halbinsel Yucatán. Malerisch auf einem Felsplateau über dem Strand erbaut, war Tulum vermutlich wegen seiner günstigen Lage am Meer ein wichtiger Handels-Knotenpunkt. Vor allem wegen ihrer tollen Lage ist die historische Siedlung sehenswert, obwohl sie für uns nicht mit den grossartigen Ruinenstädten von Chichen Itza und Palenque vergleichbar ist.

Dass sich Touristenmassen durch die bekannten Mayaruinen an der Küste drängen, war uns klar. Warum aber sind viele junge Besucherinnen im Bikinioberteil und die Männer mit nacktem Oberkörper unterwegs? Unangemessen dämlich und die zur Schau gestellten Fettrollen scheusslich. Die Mayaruinen von Tulum sind übrigens nicht im UNESCO-Weltkulturerbe aufgeführt.

 

Und weiter gehts auf langen Geraden, weg von der Küste. Ausser der Kleinstadt Felipe Carrillo Puerto gibt es nur zwei kleine Siedlungen bis ins 220 km entfernte Bacalar. Wir stocken den Getränkevorrat kräftig auf und beschliessen, die langweilige, heisse Strecke in zwei Tagen zu strampeln. Neben Rückenwind gibt es für uns das erste Gewitter seit wir in Mexiko pedalen. Im kleinen Nest Bacalar an der malerischen Laguna de los Siete Colores (Lagune der sieben Farben, wegen der verschiedenen Blautöne des Wassers) ist beruhigend wenig los; Touristen gibt es kaum. Zur Grenze von Belize sind es noch 35 Kilometer.

Ab 5.6.2018


Grosses Hallo in einem kleinen Dorf auf dem Weg nach Celestun. Touristen gibt es hier nur heute.
Grosses Hallo in einem kleinen Dorf auf dem Weg nach Celestun. Touristen gibt es hier nur heute.
Vor und nach den Dörfern viel stinkender Müll an der Strasse. Ja, diese mexikanischen Ferkel . . .
Vor und nach den Dörfern viel stinkender Müll an der Strasse. Ja, diese mexikanischen Ferkel . . .

Yukatan

Die im Nordosten von Mexico gelegene Halbinsel Yukatan ist in weiten Teilen flach, sicher der Hauptgrund warum die Strassen oft über dutzende Kilometer schnurgerade verlaufen - nicht unbedingt unser Radfahrertraum. Sabancuy an der Karibikküste bietet wenig und die anschliessende Fahrt am Meer nach Campeche . . . na ja, wir kommen wenigstens zügig vorwärts.

Die Altstadt von Campeche wurde umfassend renoviert; die Häuser leuchten farbig, die Strassen sind sauber, keine Strassenstände, keine Musik, keine Hunde, nicht mal Abfall, nur gerade in der Calle 59 stehen abends Tische auf der Gasse wo Hungrige Regionales geniessen können. Auf uns wirkt die Altstadt steril, ja nachts weitgehend tot. Das farbige, laute, pulsierende Leben von Veracruz, Papantla de Olarte oder Villahermosa fehlt völlig.

Dafür finden wir im Casa Boutique Mazejuwi, Calle 14 (www.mazejuwi.com) ein familiäres, ruhiges, gemütlich eingerichtetes Hotel, das wir empfehlen können. Die jungen Eigentümer Francesca und Abraham sind sehr hilfsbereits und grosszügig.

Auf der kleinen Nebenstrasse nach Celestun gibt es kaum Verkehr, dafür kündigen sich die kleinen Dörfer bereits Kilometer vorher durch stinkenden Abfall links und rechts der Strasse und kreisende Rabengeier an. Wir werden uns nie an diese stinkenden, grausigen Ferkeleien gewöhnen! Dass hier kaum je Touristen halt machen merken wir daran, wie wir als Fremde angestarrt werden. In China war das vor vier Jahren ähnlich. Auf jeden Fall geniessen wir die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der freundlichen Mexicaner gerade an entlegenen Orten. Die meisten leben hier sehr einfach und bescheiden, nicht immer gibt es fliessendes Wasser und Strom.

Allerdings hätten wir uns den Abstecher in das kleine, dreckige und heruntergekommene Celestun an der Küste sparen können. Nach einer Nacht fahren wir die 20 km zurück, weiter Merida zu.

Die Fussball-WM hat begonnen! Wir freuen uns mit den isländischen Wikingern, die den Argentiniern und ihrem Fussballgott Messi ein Remis abgetrotzt haben. Nein, das wird nicht das letzte Spiel sein, bei dem wir mitfiebern und in den nächsten Tagen wird die WM aufregender sein als die langen, heissen Geraden Yukatans.

 

Unsere gefahrene Strecke versuchen wir so oft als möglich zu aktualisieren. Sie ist zu finden unter der Rubrik „Bereiste Länder und gefahrene Routen 2012-2018“.

Und immer wiede wunderschöne, grosse Schmetterlinge!
Und immer wiede wunderschöne, grosse Schmetterlinge!
Das Kloster von Izamal haben die spanischen Eroberer auf den Grundmauern einer Mayapyramide errichtet.
Das Kloster von Izamal haben die spanischen Eroberer auf den Grundmauern einer Mayapyramide errichtet.
Die gut erhaltene Maya-Ruinenstadt Chichén Itzá lässt ahnen, wie imposant die Metropole vor fast 2000 Jahren gewesen sein muss.
Die gut erhaltene Maya-Ruinenstadt Chichén Itzá lässt ahnen, wie imposant die Metropole vor fast 2000 Jahren gewesen sein muss.

Chichén Itzá ist eine der bedeutendsten Ruinenstätten auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Ihre Ruinen stammen aus der späten Maya-Zeit. Mit einer Fläche von 1547 Hektar ist Chichén Itzá einer der ausgedehntesten Fundorte in Yucatán. Zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert muss diese Stadt eine überregional bedeutende Rolle gespielt haben. Einzigartig ist, wie in Chichén Itzá verschiedene Architekturstile nebeneinander auftreten. Speziell sehenswert ist die Ruinenstätte, weil Gebäude und Pyramiden sehr gut erhalten sind, insbesondere die vielen Reliefbilder sind wunderschön. (aus Wikipedia)

Bei der Suche nach einem kalten Bier beim Herumschlendern in der Innenstadt von Merida geraten wir in einer Nebengasse in eine Bierkneipe, die es in sich hat. Hier fliesst nur Bier, von weiblichem Personal serviert, beim dem wir nicht die Hand ins Feuer legen würden, was daran wirklich weiblich ist. Bea ist neben zwei anderen weiblichen Gästen (vermutlich) die dritte Frau im Getümmel, der Lärmpegel ist ohrenbetäubend, wir sind sowieso die einzigen Fremden. Es wird viel gelacht, alle haben ihren Spass. Mann prostet uns zu, stellt kleine Häppchen auf den Tisch. Wir lassen die Seelen baumeln und bestellen gleich noch einen zweiten Liter Gerstensaft.

Izamal (in der Mayasprache „Ort der Leguane“), eine Kleinstadt 65 km östliche von Merida, ist unser nächstes Ziel. Obwohl es tatsächlich viele Leguane in den Mayaruinen gibt, würden wir den Ort wegen seiner in leuchtend gelb gestrichenen Häuser eher ciudad amarilla nennen. Uns gefällt es hier. Touristen gibt es wenige; meist klettern mit uns nur zahlreiche schön gezeichnete Echsen auf den Resten der einst imposanten Pyramiden herum.

Am 1. Juli finden in Mexico Wahlen statt. Seit Wochen dröhnen Lautsprecherwagen durch die Strassen, verteilen Wahlhelferinnen und -helfer T-Shirts und Rucksäcke, überlebensgross versprechen Kandidatinnen und Kandidaten am Strassenrand das Blaue vom Himmel herunter; auch hier in Izamal findet am Abend eine Wahlveranstaltung im zentralen Parque statt. Parteien und Kandidaten sind Teil eines abendfüllenden Programms mit lauten Rhythmen, Gesang, Tanz, Showeinlagen und ein paar Ansprachen. Fragen an die Kandidierenden sind nicht vorgesehen. Uns scheint, als wäre das Wahlspektakel für die halbe Stadt eine willkommene Gelegenheit, sich zu treffen und einen gemütlichen Abend zu geniessen. Die verteilten Geschenke finden alle Abnehmer.

Uns faszinieren die schön gezeichneten Leguane. Manche sind gegen einen Meter lang,
Uns faszinieren die schön gezeichneten Leguane. Manche sind gegen einen Meter lang,

Das Pedalen auf der kleinen Nebenstrasse bleibt angenehm, obwohl die Landschaft wenig Abwechslung bietet. Kaum Verkehr, ab und zu ein kleines Dorf, die schwüle Hitze setzt zu. Trinken, trinken, trinken.

Seit Stunden flattern viele tausend gelbe Schmetterlinge über der Strasse und um unsere Köpfe. Wir fühlen uns wie in einem Disneyfilm. Eine wunderschöne Abwechslung, die vielen Sommervögel!

Fast täglich ballen sich nachmittags grau-schwarze Gewitterwolken über unseren Köpfen zusammen. Die Luft scheint zu vibrieren, heftiger Wind kündet an, dass es gleich wie aus Kübeln giesst. Schier unglaublich, dass wir zum wiederholten Male rechtzeitig ein Dach finden. Ja, wer Beziehungen nach oben hat . . . Zwanzig Minuten später ist der Spuk vorbei, nur riesige Pfützen bleiben.

Die Mayaruinen von Chichén Iza gehören zu den besterhaltensten in ganz Mexico. Bestechend schön die Architektur und Reliefs; wir sind begeistert von der grossen Anlage. Weniger begeistern die wohl über hundert Souvenierhändler, die penetrant billigen Ramsch für einen Dollar anbieten (nachmittags bekommt man zwei Pyramiden für einen Dollar!?). Zuerst wird immer der Preis genannt, als wenn handgefertigte Souvenirs (die gib es tatsächlich auch!) keinen Wert haben dürften. Viele Händler könnten auch Schuhlöffel oder Klobürsten verkaufen, Hauptsache abends liegen ein paar Peso in der Kasse. Irgendwann suchen wir genervt den Ausgang. Mehr als eine Million Besucher muss die Ruinenstadt jährlich ertragen. Die Hälfte davon ist heute unterwegs, wie uns scheint.

Frühstück morgens im Stadtpark. 8 US$ pro Person im Hotel ist uns zu teuer.
Frühstück morgens im Stadtpark. 8 US$ pro Person im Hotel ist uns zu teuer.
Ahhh, sie klettert auf meine Hand zu! Was soll ich machen?? Mach endlich das Foto!!
Ahhh, sie klettert auf meine Hand zu! Was soll ich machen?? Mach endlich das Foto!!

In der Unterwelt – Cenotes Kin Ha

Auf der fast 50 Kilometer langen Geraden vor Ignacio Zaragoza stoppt Franco und lädt uns ein, ihn und seine Familie bei den Cenotes Kin Ha zu besuchen. Warum nicht? Den Umweg von einem Tag nehmen wir gerne in Kauf.

In der Region, in der die Cenotes Kin Ha liegen, gibt es Dutzende dieser sehens- und erlebenswerten Unterwasserhöhlen, die von den Besitzern vermarktet und von tausenden Touristen aus Cancun und Playa del Carmen zum Schwimmen und Plauschen besucht werden. 

In vielen Cenotes kann man tauchen. (Bild aus dem Internet)
In vielen Cenotes kann man tauchen. (Bild aus dem Internet)

Cenotes Der Begriff stammt von den Maya der mexikanischen Halbinsel Yucatán und bedeutet Heilige Quelle. Mehr als 1000 Cenotes sind im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo bekannt, eine weitaus geringere Anzahl im benachbarten Bundesstaat Yucatán sowie in Belize. Insgesamt wird die Zahl der Cenotes auf über 10.000 geschätzt. Sie besitzen im Durchschnitt eine Tiefe von etwa 15 Metern, vereinzelt auch von über 100 Metern.

Entstehung, Eigenschaften und Nutzung Cenotes entstehen in Karstgebieten. Durch die Auflösung des Kalkgesteins bilden sich Höhlen und unterirdische Wasserläufe. Brechen die Decken dieser Höhlen ein, so entstehen Tagöffnungen, die in der Fachsprache Dolinen genannt werden und bis zum Grundwasser reichen können. Die Maya betrachteten sie als Eingänge zur Unterwelt (xibalba = Ort der Angst) und nutzten sie häufig als religiöse Opferstätten. Die gewaltigen Höhlen galten als Sitz von Göttern der Unterwelt.

Viele Cenotes in Yucatán stehen mit dem vermutlich grössten zusammenhängenden Unterwasser-höhlensystem der Erde in Verbindung. Die beiden längsten Systeme, Ox Bel Ha (256,6 km) und Sac Actun (222,7 km), sind über jeweils mehr als 140 Cenotes zugänglich. Die Gesamtlänge aller erforschten Unterwasserhöhlensysteme in Quintana Roo beträgt nach derzeitigem (Januar 2013) Kenntnisstand 1085 km. (aus Wikipedia)

Cenotes Kin Ha (Foto aus dem Internet)
Cenotes Kin Ha (Foto aus dem Internet)

Über eine schmale, steile Treppe steigen wir durch das enge Loch. Unterwasser-Scheinwerfer lassen das klare Wasser blau leuchten, Fische und Fledermäuse sind die eigentlichen Bewohner der Unterwelt. Grosse Stalaktiten verlieren sich irgendwo im Blauen, die Wurzeln einiger Bäume sind durch die Kalksteindecke bis zum Wasser gewachsen. Erst 30 m tiefer gibt es Grund. Die Cenote gehört zu den kleineren Höhlen. Ein spezielles Erlebnis, hier unten zu schwimmen.

Wer ruhig geniessen will, der ist am falschen Ort. Viele Cenotes bieten dem überwiegend jungen Publikum ein umfassendes (nicht billiges) Fun- und Adventure-Programm mit Seilgarten, Quad- und Pferdetouren durch den Urwald, Kanufahren, Rafting usw. an, ohne das heute kaum mehr etwas geht. Von A bis Z organisiertes „Abendteuer“ inklusive Guide, Transport, Zwischenverpflegung und Hoffotograf (Kameras in die Cenotes und auf Touren mitnehmen ist nicht erlaubt! Schliesslich bringen verkaufte Bilder zusätzliche Pesos). Velöler leben in einer anderen Welt – wie vom Mond kommend, so fühlen wir uns. Trotzdem, ein spezielles Erlebnis bleibt der Besuch allemal.

https://cenotesworld.com/cenotes-en-Puerto-Morelos-Quintana-Roo/Cenote-Kin-Ha/

Franco, muchas gracias por la invitación! Fue una experiencia especial para nosotros. Buena suerte!

Ab 20.5.2018


Jose Luis und Emilio Angel sind angefressene Radfahrer. Wir bekommen eine Stadtführung und lokale Spezialitäten spendiert. Danke für den interessanten Abend. Prost! Muchos gracias!
Jose Luis und Emilio Angel sind angefressene Radfahrer. Wir bekommen eine Stadtführung und lokale Spezialitäten spendiert. Danke für den interessanten Abend. Prost! Muchos gracias!
Hinweis im Hotelzimmer. Haustiere nicht erlaubt!
Hinweis im Hotelzimmer. Haustiere nicht erlaubt!

Flaues Karibik-Feeling

Die Karibikküste an der Costa Esmeralda haut uns nicht vom Hocker. Viele Hotels, manche machen einen heruntergekommenen Eindruck, säumen den schmalen Streifen zwischen Strasse und Meer. Jetzt, in der Zwischensaison, ist kaum etwas los. Die wenigen Touris, die am Strand entspannen, sind Einheimische; das Meer ist rau und grau, kann uns nicht zum Baden animieren. Selber kochen, auf das wir uns gefreut haben, geht völlig in die Hose. Im einzigen kleinen Supermarkt gibt es so gut wie nichts, was wir brauchen könnten (von was leben die Menschen hier?), Gemüse fehlt weitgehend, dafür quellen die grossen Regale über von Schleckereien und Süssgetränken aller Art. Warum sind viele Mexikaner so furchtbar dick? (darf man fett sagen?). Die Antwort liegt vor uns. Aus den geplanten Ferientagen werden lediglich zwei Pausentage. Nein, so haben wir uns das nicht vorgestellt.

Am Morgen ist es noch nicht so heiss. Auf der MEX180 Veracruz zu.
Am Morgen ist es noch nicht so heiss. Auf der MEX180 Veracruz zu.

Als endlose Schlange dröhnt und stinkt der Verkehr auf den langen Geraden Veracruz zu. Schatten gibt es hier kaum, dafür einen Seitenstreifen der uns das Pedalen erleichtert. Mächtige Sattelschlepper und Autos die noch fahrbare Vehikel hinter sich her ziehen, oder mit Autoteilen und Motoren schwer beladene Lastwagen die Busse oder alte Lastwagen im Schlepptau haben, bestimmen den Verkehr. Ein junger Typ erzählt uns, dass die Autos und Lastwagen von der Grenze zur USA im Norden nach Guatemala im Süden gekarrt werden, wo sie dann instand gestellt neue Besitzer finden. Ein einträgliches Geschäft? Der Typ grinst vielsagend und ist verschwunden.

Wir schwenken zweimal auf kleine Strassen ab und geniessen die plötzliche Ruhe. Velofahren könnte so schön sein.

 

In der Musikstadt Veracruz

Veracruz ist der wichtigste Atlantikhafen Mexicos am Golf von Mexico. Nicht unbedingt die erste Touridestination, aber die kleine Altstadt hat ihren Reiz und was uns ungemein gefällt und in Bann zieht, ist die Musik, die die engen, verkehrsfreien Gassen am Wochenende vibrieren lässt. Nicht für Touristen wird getanzt und gespielt, vielmehr ist Folklore eine Herzenssache, die zu den Mexikanern gehört wie Tacos und Salsa picante. Jede Region, jede Ethnie in Mexico, und von denen gibt es viele, hat ihre Trachten, Tänze und Musik. Einflüsse aus Europa, Afrika, Kuba, dem arabischen Raum und den USA prägen die Musikstile. Wir saugen das Leben in den Strassen auf, mischen uns unter die Einheimischen. Und selbst in den frühen Morgenstunden liegen wir wach im Bett und lauschen den Tönen. So schön! Wie sehr haben wir Folklore dieser Art in Südamerika vermisst! 

Der Königspalast in der Ruinenstadt Palenque. Vor fast 2000 Jahren muss es ein prächtiger Bau gewesen sein.
Der Königspalast in der Ruinenstadt Palenque. Vor fast 2000 Jahren muss es ein prächtiger Bau gewesen sein.

Das moderne Palenque

Die ersten Spuren der Besiedelung lassen sich im vierten Jahrhundert nach Christus nachweisen. Über diese Frühzeit Palenques ist bislang nur wenig bekannt. Der erste historisch gesicherte Ajaw (König) war K'uk' Bahlam I. (431-435). Er wird in einem Text aus dem siebten Jahrhundert – dem bislang einzigen entdeckten Maya-Text, der über die Frühzeit Palenques Auskunft gibt – durchgehend als „Herr von Toktahn“ bezeichnet, was möglicherweise darauf hindeutet, dass die Herrscherdynastie ursprünglich nicht aus Palenque selbst stammte.

Der Tempel der Inschriften ist neben dem Herrscherpalast das zentrale Bauwerk der Maya-Stadt Palenque. Es wurde Ende des 7. Jahrhunderts als Grabmal des Herrschers (Ajaw) K'inich Janaab Pakal I. (auch Pakal der Große) errichtet. Der Bau wurde noch zu Pakals Lebzeiten begonnen und unter seinem Sohn und Nachfolger K'inich Kan Balam II. beendet. 1952 wurde bei archäologischen Ausgrabungen ein Gang und die Grabkammer entdeckt; der Sarkophag und die Mumie Pakals waren unberührt. Durch diesen Fund wurde die bis dahin vorherrschende Ansicht widerlegt, nach der es sich bei den Maya-Pyramiden ausschliesslich um Tempel handle. (aus Wikipedia)

Blüten des Flammenbaums.
Blüten des Flammenbaums.

Gemäss Recherche bleibt das Pedalen eintönig, der Verkehr wird nicht weniger, darum entschliessen wir uns den modernen, klimatisierten Bus bis ins 500 Kilometer entfernte Villahermosa zu nehmen. Günstige 55 Euro für uns beide kostet der Spass, die Velos reisen gratis mit.

Die 120 Kilometer bis Catazaja packen wir in eine Etappe. Irgendwo zwischen 35 und 39 Grad Celsius klebt das Quecksilber heute fest, kaum ein Lüftchen kühlt unsere heissen Birnen. Bis am frühen Abend rinnen wohl mehr als sechs Liter gesüsstes Wasser und Cola, das kleine Bierchen am Mittag nicht eingerechnet, durch unsere ausgetrockneten Kehlen. Anzahl Pinkelpausen: eine. Hoy es mucho calor. Selten sind Pit die letzten 25 km so lang vorgekommen, heute muss er echt durchbeissen.

Wir freuen uns auf das bekannte Palenque an der MEX199 und die Mayaruinen nicht weit vom Ort. Übermorgen nehmen wir den Collectivo Richtung Ocosingo und besuchen die 65 km südlich von Palenque gelegenen Wasserfälle Agua Azul. Ja, Kultur und Natur sollen in Mittelamerika nicht zu kurz kommen, das haben wir uns versprochen.

Nein, heute ist es überhaupt nicht heiss . . .
Nein, heute ist es überhaupt nicht heiss . . .
Herzlichen Dank für die Wassermelone! Wir werden immer wieder verwöhnt.
Herzlichen Dank für die Wassermelone! Wir werden immer wieder verwöhnt.

Palenque und Agua Azul

Für die Mayastadt Palenque nehmen wir uns einen Tag Zeit, geniessen die interessante Anlage und staunen über die hohe Ingenieur- und Handwerkskunst der Erbauer vor fast 2000 Jahren. So viel Treppensteigen ist etwas anderes als velölen; es wird ein kurzer Abend.

Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt mit dem Collectivo (Kleinbus, mit dem die Einheimischen reisen) nach Agua Azul, dafür kostet der Ausflug nur knapp die Hälfte einer organisierten Tour. Mit grossem Getöse schiesst das azurblaue Wasser über die Kalksteinterrassen, beruhigt sich für kurze Momente um sich dann über die nächste Kaskade zu stürzen. Der Flussabschnitt hat etwas unwirklich-märchenhaftes, das verzaubert. Mal etwas anderes, aber sehenswert.

Am Ufer reihen sich Restaurants und Souvenirshops über hunderte Meter aneinander; das Angebot ist überall das gleiche, Konkurrenz ein Fremdwort, gelangweilte Verkäufer spielen mit ihren Handys, nirgendwo ist zu sehen, wie Schmuck und Lederwaren hergestellt werden. Heute ist nicht viel los. Es würde uns nicht wundern, wenn ein Teil der Waren „Made in China“ wäre. Bea möchte ein kleines Portemonnaie aus Leder für umgerechnet 4 Euro kaufen. Der Teenager am Stand hat kein Wechselgeld, spekuliert vielleicht darauf, den Rest geschenkt zu bekommen. Das machen wir aus Prinzip nicht. 

 

Unsere gefahrene Strecke versuchen wir so oft als möglich zu aktualisieren. Sie ist zu finden unter der Rubrik „Bereiste Länder und gefahrene Routen 2012-2018“.

Agua Azul, 65 km südlich von Palenque, ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Agua Azul, 65 km südlich von Palenque, ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Das Erlebte passt gut ins Bild, das wir schon oft im südlichen Amerika bekommen haben, dass nämlich ein grosser Teil der Menschen keine Ahnung von Geschäften hat, ja dass sie diesbezüglich völlige Nullen sind. Englisch? nein, nein, wie eine ansteckende Krankheit wird die Frage weggewedelt. Desinteresse, Inkompetenz, Bequemlichkeit, das Smartphone wird selbst beim Bedienen nicht aus der Hand gelegt, immer wieder Kinder die verkaufen und betteln (in Equador schreitet der Staat entschieden ein), Beispiele gibt es viele. Symptomatisch ist, dass in allen grösseren Orten Billig-China-Shops wie Pilze aus dem Boden schiessen. Morgen gehört den cleveren Asiaten das Haus, übermorgen die Hälfte der Liegenschaften an der Strasse und die Einheimischen haben dem nichts entgegen zu setzten. Nein, den Chinesen kann man keinen Vorwurf machen. Wiederholt haben uns in verschiedenen Ländern Einheimische erzählt, dass sich in ihrem Land nichts bewege, ja dass es sogar Rückschritte in der Entwicklung gebe. Absolut tragisch. Vor allem wenn die fähigsten Köpfe das Land verlassen um im Ausland eine Existenz aufzubauen. Bea wird irgendwo anders ein Portemonnaie finden.

 

Wir nehmen die kleine Nebenstrasse CHIS10 über Land nach Emiliano Zappata, weg vom grossen Verkehr. In fast regelmässigen Abständen kurven wir um grosse Löcher und tiefe Bodenwellen, die wenigen Autos haben damit mehr Mühe, schnell fahren geht nicht, sehr zur Freude von uns Radfahrern. Nach fast einem Monat Mexico können wir bestätigen, was wir schon in den ersten Tagen festgestellt haben, dass die Autofahrer den Radfahrern Respekt zollen und Rücksicht beim Überholen nehmen. Beruhigend für uns. Muchos gracias automovilistas!

Grosse Rinderfarmen wechseln sich mit weitläufigen Naturkautschuk- und Palmöl-Plantagen ab. Vor allem die Palmenhaine sind u.a. wegen der negativen Einflüsse auf die Artenvielfalt und grossflächigen Abholzungen in Europa heftig umstritten. Ein Bekannter, der schon lange auf den Philippinen lebt, meint „dass sich im reichen Westen mit vollem Ranzen (Bauch) gut demonstrieren lässt“. Ein Arbeiter hier, der kaum Alternativen hat und seine Familie durchbringen muss, wird das genau so sehen.

Das laue Lüftchen macht das Fahren angenehm, immer wieder wird uns zugewunken, wünscht man uns eine gute Reise. Mexico ist ein tolles Land, das wir sehr geniessen. Zum wiederholten Male durchbricht ein tiefes, über Kilometer hörbares Röhren die Stille. Wüssten wir nicht, dass da Guatemala-Brüllaffen ihr Revier markieren, wir würden die schaurigen Töne irgend einer grossen Raubkatze zuordnen. Und dann, wieder auf der 186, bremst Pit aprupt ab und zeigt aufgeregt ins Gebüsch. Nur wenige Meter entfernt ruht sich eine Gruppe Brüllaffen, zur Familie der Klammerschwanzaffen gehörend und kleiner als Schimpansen, in Astgabeln aus. Sie lassen sich von uns nicht stören, selbst als Pit ihr tiefes Röhren zu imitieren versucht (ist eher zum Lachen als zum Fürchten, weiter üben!), haben sie höchstens ein Gähnen für uns übrig. Toll, die Tiere so nah zu sehen während der Verkehr an uns vorbei braust. Einmal mehr ein Privileg der Velofahrer.

Wir haben grosses Glück und dürfen Brüllaffen aus nächster Nähe beobachten.
Wir haben grosses Glück und dürfen Brüllaffen aus nächster Nähe beobachten.

Guatemala-Brüllaffen sind stämmig gebaute Primaten. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 52 bis 67 Zentimeter, der Schwanz wird ebenso lang, die Männchen sind deutlich schwerer als die Weibchen. Ihr Fell ist lang, weich und seidig und generell schwarz gefärbt. Die Gliedmaßen sind lang und kraftvoll, der lange Schwanz ist als Greifschwanz ausgebildet, wird oft als dritte Hand benutzt. (aus Wikipedia)

Es gibt Interessanteres, als so endlos lange Geraden zu strampeln. Immerhin hat der Verkehr abgenommen und auf dem breiten Seitenstreifen lässt sich meist nebeneinander fahren. Vor uns taucht ein Punkt auf der sich tatsächlich als Velofahrer mit Gepäck entpuppt. Rodrigo ist Brasilianer, er ist in zwei Jahren von Sao Paulo über Venezuela(!), Kolumbien und Mittelamerika nach Mexico gefahren, hat meist wild(!) gezeltet und schwärmt von den tollen Menschen, die er auf seiner Reise kennen gelernt hat und nein, er habe nirgends Probleme gehabt. (Liest man die Reisehinweise des EDA und des Deutschen Auswärtigen Amtes auf dem Internet zu Mittelamerika, dann würde man die Länder besser meiden. Eine gewisse Vorsicht ist angebracht, trotzdem wollen wir uns selber ein Bild machen und bisher ist das Baugefühl absolut gut.)

Als hätte er Wespen in der Hose, tanzt Rodrigo mit seiner GoPro um uns herum und freut sich sehr, Gleichgesinnte zu treffen. Seine Freude ist ansteckend. Weder er noch wir haben bisher in Mexico Radfahrer getroffen, darum geniessen wir den kurzen Schwatz doppelt. Gute Reise, Kumpel!


Das B&B Samarce House in Punta Arenas war eine der besten Adressen zum Übernachten, die wir in ganz Südamerika hatten. Marcela und Samuel tun alles, damit sich ihre Gäste wie zu Hause wohlfühlen. Familiär – wo wird man am Morgen schon mit einer herzlichen Umarmung begrüsst? - sehr hilfsbereite Gastgeber, zentral, tolles Frühstück am grossen Tisch mit Familie und anderen Gästen, gut geheizte Zimmer und funktionierendes WiFi. Eine Unterkunft, die man für eine Nacht bucht und dann mindestens eine Woche bleibt. Können wir sehr empfehlen!

Samarce House, España 940, 6200551 Punta Arenas, Chile

 

Velogeschäft Morgoni Bike, Riquelme 79, Punta Arenas, margonibike@gmail.com

+569 6607 9203

Hier kriegt man Fahrradkartons, und wer es bequem mag kann sein Velo einpacken und sich samt allem Krempel zum Flughafen fahren lassen.

Mexico

In 26 Stunden lassen wir uns in eine andere Welt katapultieren. Für unseren Geschmack viel zu schnell, aber es gibt keine Alternative. Obwohl die Kartonschachteln mit den Velos nach zweimal Umsteigen ziemlich lädiert aussehen, haben wir Glück. Keine Beschädigungen und alles Verpackte ist noch da. Unser Hotel liegt mitten in der Megacity Mexico Stadt (9 Mio. Einwohner, in der Metropolregion sind es unglaubliche 20 Mio., die Megastadt liegt auf 2250 m ü.M.); hundemüde verkriechen wir uns erst mal in die weichen Betten. Die letzte Nacht im Flughafen Lima (neun Stunden warten) war lang und die Sitzbänke zum Dösen (Pit) und Schlafen (Bea) hart. Morgen wird erst mal ausgeschlafen bevor wir dann die Räder zusammenbauen, neu packen und den nächsten Supermarkt ansteuern.

Warum Mittelamerika? Warum nicht die USA? Keine Frage, die Staaten sind für uns zur Zeit absolut keine Option. Wir wollen vorwärts pedalen, nicht zurück, und schon gar nicht in ein westliches Land wo Boltonköpfe, sorry, Betonköpfe und Dummschwätzer die halbe Welt malträtieren und mit dem Feuer spielen. Wir halten uns an Kant, der schon vor 250 Jahren erkannte, dass „der Mangel an Urteilskraft eigentlich das ist, was man Dummheit nennt, und einem solchen Gebrechen nicht abzuhelfen ist“ oder wie Schopenhauer bissig bemerkte „es gibt Kamele mit einem Höcker, und es gibt welche mit zwei Höckern, die grössten Kamele aber haben keinen“. Wir recht die grossen Philosophen doch haben! Gestern wie heute.

Ein blühender Flammenbaum, immer wieder ein Hingucker!
Ein blühender Flammenbaum, immer wieder ein Hingucker!
Die Sonnenpyramide, links hinten, ist die weltweit drittgrösste bekannte Pyramide. (Foto Travelzoom)
Die Sonnenpyramide, links hinten, ist die weltweit drittgrösste bekannte Pyramide. (Foto Travelzoom)

Teotihuacan ist eine der bedeutendsten prähistorischen Ruinenstädte Amerikas. Das Gebiet war bereits seit dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert permanent besiedelt. Zwischen 100 und 650 nach Christus war die Stadt das dominierende kulturelle, wirtschaftliche und militärische Zentrum Mesoamerikas. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung hatte sie möglicherweise bis zu 200.000 Einwohner. Damit war sie zu ihrer Zeit die mit Abstand grösste Stadt auf dem amerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt. Ab etwa 650 schwand ihr Einfluss, bis sie um 750 aus noch nicht vollständig geklärten Gründen weitgehend verlassen wurde. (aus Wikipedia)

Zentralamerika ist eine vielschichtige Region mit interessanten Staaten und der Karibik vor der Haustür. Wir hätten beispielsweise Belize eher in Afrika vermutet als auf der Halbinsel Yucatan. Die Natur muss grandios sein, wie wir lesen und hören, und wer sich für Geschichte und Kultur interessiert, dem wird viel geboten. Und es lockt Wärme, die vor allem Bea seit Monaten vermisst hat. Es brauchte keine Überredungskünste. Auf nach Mexico!

Flor und Emilio laden uns von der Strasse weg in ihr im Bau befindliches Ferienhaus ein.
Flor und Emilio laden uns von der Strasse weg in ihr im Bau befindliches Ferienhaus ein.
Das Hotel Constitucion wurde sehr schön renoviert. Wir werden herzlich begrüsst, dürfen die Velos auf der Terrasse vor unserem Zimmer abstellen.
Das Hotel Constitucion wurde sehr schön renoviert. Wir werden herzlich begrüsst, dürfen die Velos auf der Terrasse vor unserem Zimmer abstellen.

Mexico City liegt hinter uns. Wir waren überrascht, wie viele Radwege und -streifen es in der Innenstadt gibt, trotzdem, das Pedalen aus solch grossen Mega-Citys ist nie ein Zuckerschlecken. Grösser könnten die Unterschiede zu Patagonien kaum sein. Überall Abfall, die Gewässer stinken zum Himmel, viele Autos sind rauchend-röhrende Rostlauben ohne Licht und Blinker, die Strassen wie in Peru und Kolumbien Wohnzimmer, Werkstätte und Deponie von allerlei Gerümpel zugleich, die Polizei ist allgegenwärtig. Grandios ist dafür das günstige Warenangebot in den Supermärkten (vor allem in der Hauptstadt, wie wir später feststellen müssen) und das viele schöne Gemüse weckt vergessen geglaubte Gelüste. Nein, man sollte nie mit leerem Magen einkaufen.

Viel Ortsnamen sind echte Zungenbrecher.

Wir haben den Eindruck, dass hier in Mexico jeder Zweite irgend etwas mit Autos zu tun hat. Bei den vielen alten Mühlen die herumfahren, kein Wunder.
Wir haben den Eindruck, dass hier in Mexico jeder Zweite irgend etwas mit Autos zu tun hat. Bei den vielen alten Mühlen die herumfahren, kein Wunder.

Wir rollen nach Nordosten, der Karibikküste entgegen. Die 30 Grad Temperaturunterschied zu Patagonien machen zu schaffen. Kann der Mensch so viel schwitzen? Das hatten wir seit etlichen Monaten nicht mehr. Jedenfalls tut uns die Sonne soooo gut. Die Sonnencreme erlebt ein revival. Positiv überraschen die Auto- und Lastwagenfahrer. In Mexico wird weniger schnell gefahren als in Chile, und vor allem nimmt man auf uns Rücksicht, überholt mit genügend Abstand. Trotzdem touchiert am zweiten Tag ein Bus beim Überholen Bea's Fahrradrückspiegel, was ihr einen gehörigen Schrecken einjagt. Ein altbekanntes Übel wenn zwei Lastwagen zu nah aufeinander fahren, ersterer überholt, ohne den Blinker zu betätigen und der zweite Chauffeur für einen Moment unaufmerksam fährt. Wieder mal Glück gehabt.

Teotihuacan, die Ruinenstadt 45 km ausserhalb der Hauptstadt, ist ein erster Höhepunkt unserer Mexicotour. Man weiss bis heute nicht genau wer die Menschen waren, die hier vor 2000 Jahren mächtige Pyramiden und moderne Wohnstätten auf mehr als 20 km2 geschaffen haben.

 

Unsere gefahrene Strecke versuchen wir so oft als möglich zu aktualisieren. Sie ist zu finden unter der Rubrik „Bereiste Länder und gefahrene Routen 2012-2018“.

Ist die Landschaft in den ersten Tagen weitgehend von grossen Feigenkakteen und trockener Steppe geprägt (wo gibt es Schatten?), tauchen wir innerhalb eines Tages hinter Xicotepec in dichten, grünen Urwald ein. Grosse Schmetterlinge, leuchtende Blumen, Philodendron und tiefrot blühende Flammenbäume – wir lassen uns einmal mehr verzaubern. Sagenhaft schön!

Überhaupt zeigt sich uns Mexico bis jetzt von einer Seite, die wir uns gerne gefallen lassen. Kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht beschenkt oder eingeladen werden. Die Hilfsbereitschaft ist gross und ohne eine innige Umarmung und beste Segenswünsche werden wir nie verabschiedet. Wir hoffen das Land weiterhin so geniessen zu dürfen.

Der Danza del Volador oder auch Juego del Volador ist ein zeremonieller Tanz, der von den indigenen Völkern der Olmeken und Totonaken in mehreren Orten Mexikos und Guatemalas (z. B. Tulúm, El Tajín, Papantla) zelebriert wird und vermutlich auf präkolumbische Zeit zurückgeht. Vermutlich handelte es sich ursprünglich um einen Fruchtbarkeitskult.

Für den Danza del Volador klettern fünf Männer den etwa 25 m hohen palo volador hoch, an dessen Spitze eine kleine Plattform angebracht ist. Vier Männer binden sich ein Seil um, während der fünfte auf dem Pfahl Platz nimmt und eine Einhandflöte und Handtrommel spielt. Die vier Männer (Voladores) symbolisieren die vier Winde, der fünfte Mann gilt als Symbol der Sonne. Die Sonne begrüsst die vier Himmelsrichtungen mit ihrem Spiel. Sie wendet sich diesen nacheinander zu und tanzt auf der Spitze. Danach lassen sich die vier Winde kopfüber langsam mit 13 Drehungen auf die Erde nieder. Die Sonne spielt während dieser Zeit die Trommel und Flöte. Nachdem die vier Winde die Erde erreicht haben, begibt sich die Sonne am Stamm oder über eines der Seile auf die Erde nieder. (aus Wikipedia)

El Tajín war wahrscheinlich zeitweilig Hauptstadt der Tachiwin, weist mehrere grosse, pyramidenförmige Stufentempel auf und wurde vor 800 Jahren aufgegeben. Nach ihr wurde die Tajín-Kultur benannt.

Die Stadt wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich von den Totonakengegründet, die sie vermutlich auch als Hauptstadt nutzten. Die Blütezeit war von 700 n. Chr. bis 900. Um 1200 wurde die Stätte wieder verlassen. Man nimmt an, dass die Tolteken eine Zeit lang über El Tajín herrschten. (aus Wikipedia)

Mexico ist sehr, sehr bunt!
Mexico ist sehr, sehr bunt!