Costa Rica

Nach zwanzig Minuten anstehen knallt der Beamte den Costa Rica-Stempel in den Pass. Drei Monate dürfen wir bleiben. Niemand kontrolliert, ob wir unsere Räder zum Gepäckscanner schieben, also nicht lange nachfragen sondern gleich kräftig in die Pedale treten. Unverdächtigere Reisende als Radfahrer gibt es nicht.

Sofort fällt uns auf, wie sauber Costa Rica ist. Strassenränder, Flüsse und Flussufer müllfrei, wie lange haben wir das nicht mehr gesehen. Als „Schweiz Zentralamerikas“ wird das Land bezeichnet, wie wir rasch feststellen, stimmt das auch, besonders was die Preise angeht. Costa Rica ist teuer. Zum Beispiel kosten 1,5 l Mineralwasser im Supermarkt 2,15 US$, gleiche Menge Coca Cola 2,30 US$, 500 g Müesli 7 US$, Pouletbrust 1 kg ca. 10 US$, 500 g Barilla-Spaghetti 3,90 US$, Hotelzimmer, einfacher Comfort, nur kaltes Wasser, ab 35 US$. Eintritte in Nationalparks kosten satte 15 bis 35 US$, für einen Führer (oft obligatorisch) zahlt man zusätzlich. Überhaupt sind organisierte Touren vielfach sehr teuer. Im Internet ist nachzulesen, dass das Durchschnittseinkommen in Costa Rica ca. 820 US$/Monat beträgt. Uns wird rasch klar, dass wir kaum so lange im Land bleiben, wie eigentlich geplant. 

Costa Ricas Tier- und Pflanzenwelt ist ein Erlebnis!
Costa Ricas Tier- und Pflanzenwelt ist ein Erlebnis!
Ein Meister der Tarnung.
Ein Meister der Tarnung.

Unser Costa Rica ist nass. Die Regenzeit hat den Südwesten des Landes fest im Griff und beschert uns zwischendurch kräftige Duschen. In Liberia sitzen wir fast zwei Tage mit ununterbrochenem, teilweise sehr heftigem Regen im Hostal aus. Ein Grund mehr, über die Heimreise nachzudenken.

 

Aber erst gibt es einen ungeplanten Zwischenhalt an einem Ort, wo es keinen Ort gibt. Und das kam so. Nach der ersten Nacht im kleinen Ort La Cruz – am Abend klappern wir jeden Bankomaten im Dorf ab um endlich zu Costa Rica-Colon zu kommen, vergeblich, unsere Kreditkarten werden nicht akzeptiert – nehmen wir weiter die Panamericana unter die Räder, mit Ziel Liberia. 

Campieren im Restaurant; wir sind froh, dem Regen entfliehen zu können.
Campieren im Restaurant; wir sind froh, dem Regen entfliehen zu können.
Gut gerüstet für die Nachttour durch den Dschungel.
Gut gerüstet für die Nachttour durch den Dschungel.
Hier strömt heisses Wasser aus dem vulkanischen Boden.
Hier strömt heisses Wasser aus dem vulkanischen Boden.

Seit vielen Wochen haben sich Tiere rar gemacht, das fällt jetzt krass auf, weil hier Schmetterlinge, Vögel und Affen um unsere Aufmerksamkeit buhlen. Heute fahren wir ein gutes Dutzend Kilometer unter grünem Blätterdach entlang des Santa Rosa Nationalparks. Oft möchte man einfach eintauchen in den kühlen, düsteren Urwald mit seinen fantastischen Pflanzen und still den Tieren lauschen. Bea bremst abrupt ab und deutet in die Bäume. Eine Kapuzineraffen-Familie turnt durch die Baumkronen und kommt neugierig näher, als sie uns entdeckt. Einträchtig sitzen die schlanken Affen nebeneinander, zeigen die Zähne, knurren und beäugen uns skeptisch, wie es scheint. Witzig, die flinken Gesellen! Danke für die exklusive Vorstellung, liebe Verwandte! 

Dort wo der Rio Tempisquito unter der Strasse durchfliesst treffen wir unerwartet auf ein Restaurant. Das erste am heutigen Tag und weil der Mittag nah ist und somit Apérozeit bestellen wir ein kaltes Bier. Eduard, ein Holländer, und seine einheimische Frau Wilma sind seit zwei Monaten neue Besitzer der ehemaligen Garage, die sie nun in harter Arbeit zu einem Restaurant mit Übernachtungsmöglichkeit umbauen. Ed schwärmt vom Urwald, von den grossen Krokodilen im Fluss und den Affen und Vögeln, die es hier gibt. Warum nicht bleiben und hier Touren in den Urwald unternehmen? Wir dürfen unser Zelt für zwei Nächte regengeschützt in einer Restaurantecke aufbauen (eine offene, gedeckte Halle). Gäste gibt es z.Z. nicht viele, wir stören also niemanden.

Gehört zur Familie der Reiher, der Kahnschnabel (eigene Gattung). Die grossen Augen weisen ihn als Nachtjäger aus.
Gehört zur Familie der Reiher, der Kahnschnabel (eigene Gattung). Die grossen Augen weisen ihn als Nachtjäger aus.
Brüllaffen sind aufmerksame Beobachter.
Brüllaffen sind aufmerksame Beobachter.

Mit einheimischen Führern stapfen wir auf einer Nachttour durch den matschigen Urwald (viel Regen, viel Dreck, wenig Tiere, nass bis auf die Haut), auf der Frühmorgentour beobachten wir Vögel, Affen, Leguane und ein paar Krokodile, auf der Nachmittagstour rennen zwei Laufvogelpärchen vor uns davon, zudem gibts je einen Triangel in Hose und Hemd von Pit (Stacheldraht). Wir geniessen zwei interessante Tage mit langen Touren und viel Urwald. Jetzt freuen wir uns auf die Pause in Liberia.

Der Speicher ist voll, die Batterien sind leer. Nach fast zwei Jahren Süd- und Mittelamerika zieht es uns zurück nach Europa, heim in die Schweiz. Wunderschön, die herbstliche Innerschweiz in Gelb- und Rottönen! Wir sind wieder daheim.